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Donnerstag, 12. Februar 2015

Das kalte Sapa (Tag 66-68)

Am nächsten Morgen ging es also los nach Sapa.
Auf Google Maps hatte ich einen Highway gesehen welcher direkt von Hanoi nach Sapa führt. Dadurch wären es gerade mal 250km gewesen. Auf den Landstraßen welche sich im zik zak durchs Land schlängeln sind es bestimmt 300-400km. Deshalb entschied ich mich ausnahmsweise mal für den Highway.

Nach 6km auf dem Highway dann die herbe Enttäuschung. Motorräder waren nicht erlaubt und diesmal konnte ich es auch nicht ignorieren, da ich an einem Toll-Gate nicht durchgelassen wurde. Dies warf meinen Tagesplan ein bisschen durcheinander, da ich nun eine ziemlich lange Strecke vor mir hatte und es schon 10 Uhr morgens war.

Der Weg nach Sapa war dann auch wirklich nicht so toll, da es fast ausschließlich durch kleine Dörfer ging, wo man maximal 40kmh fahren konnte. Da könnt ihr euch ja ausrechnen wie lange man für fast 400km braucht...
 
30km vor Sapa wurde es dann richtig eklig. Es wurde so neblig, dass ich komplett nass wurde. Zudem war es schon stockdunkel, so dass ich keine 10 Meter mehr weit sehen konnte. Ich hätte aber auf Grund des Nebels bei Tageslicht wahrscheinlich auch nicht besser gesehen.
Doch dem nicht genug. Ihr wisst ja es ist auch in Vietnam gerade Winter und Sapa befindet sich ganz im Norden auf 1600 Meter Höhe. Mir war irgendwann so kalt, dass ich überhaupt nichts mehr gespürt habe und mich gefragt habe wieso ich Idiot überhaupt nach Sapa fahre...

Als ich endlich bei meinem Hostel ankam, konnte ich kaum mehr laufen und ich schlotterte von Kopf bis Fuß. Die Frau an der Rezeption hatte offensichtlich Mitleid mit mir und stellte mir erstmal eine Wärmelampe vor die Nase. Das hatte jedoch ungefähr den gleichen Effekt wie wenn man versuchen würde einen Gletscher mit einem Streichholz abzutauen. Doch zum Glück gab es eine heiße Dusche unter welcher ich langsam wieder auftauen konnte.

Es wurde jedoch nicht wirklich besser. Da es absolute low season der low season ist, war ich der einzige Gast in dem Hostel und da die Zimmer keinerlei Heizung haben hatte es gefühlte 0 Grad im Zimmer (in echt vielleicht 5 Grad...). Geschlafen habe ich mit 3 Decken über mir, mehr haben nicht aufs Bett gepasst (siehe Foto).


Nach dem ich mich am nächsten Morgen erstaunlicher Weise noch nicht in einen Eisklotz verwandelt hatte, bin ich erstmal in ein anderes Hostel umgezogen, in dem ein bisschen mehr Leben war. Da fühlt man sich doch gleich Wohler wenn vier andere Leute das Zimmer mit einem aufwärmen.

Und siehe da, der dicke Morgen-Nebel (erstes und zweites Foto) löste sich Mittags auf, so dass uns die Sonne mit ein paar Wärme-Strahlen beglücken konnte. Die Gunst der Stunde nutzte ich um ein bisschen Sapa zu erkunden, eine wirklich schöne Stadt an einem kleinen See.

 








Abends traf ich dann zufälliger Weise zwei Holländer welche ich auf dem Boottrip durch die Halong Bucht kennen gelernt hatte, wirklich nett wie sich die Wege immer wieder kreuzen.

Nach einem Super leckeren Abendessen ging es dann früh ins Bett, für morgen hatte ich nämlich eine Monster-Tour geplant. So hatte ich eine private Tour (da sonst niemand so verrückt war es zu wagen) zur Besteigung des Fansipan Mountain (3143m) gebucht (für weniger als 50 Euro mit Lunch auf dem Gipfel). In einem Vietnam Führer steht wortwörtlich: "Conquer the Roof of Indochina in at least 3-day trekking". Doch ich als alter Bergsteiger war der Meinung, dass es auch in einem anstatt von drei Tagen möglich wäre.

Um 5 Uhr morgens ging es also aus den Federn. Erstaunlicher Weise hatte sich mir sogar noch ein Franzose angeschlossen, welcher auch die Besteigung wagen wollte. Auf 2100 Meter (dem Startpunkt) trafen wir dann unseren Tourguide welcher erstaunlich gut Englisch konnte.


Zunächst ging der Aufstieg durch dichte Wälder und über kleine Flüsse. Wirklich ein Tolles Landschaftsbild, zumal sich der Nebel wie kleine Seen in den Tälern sammelte, während wir schönstes Wetter hatten. Das einzige was auffiel war, dass alle großen Bäume tot waren und an ihrer Stelle nur noch schwarze Stümmel standen. Durch unseren Guide erfuhren wir, dass es vor 10 Jahren einen riesigen Waldbrand gegeben hatte, welcher alles niedergebrannt hat. Das Feuer soll für unglaubliche drei Monate gebrannt, bzw. geglüht haben.






 
Auf halber Strecke haben wir dann diese Truppe getroffen, welche einfach mal ein ganzen Betonmischer den Berg hochgeschleppt haben. Und glaubt mir, selbst ich hatte ab und an Probleme mein Gleichgewicht zu halten bei all dem Schlamm auf dem Weg. Es ist mir wirklich ein Rätsel wie so etwas möglich ist, das Ding hat bestimmt über 200 Kilo gewogen...

 
Jetzt fragt ihr euch bestimmt wieso die sowas auf den Berg schleppen. Ganz einfach es wird gerade an einem Touristenlift gebaut, welcher bis auf die Bergspitze fahren soll. Und wieder einmal bin ich froh, dass ich hier noch früher war und den Berg ohne Tourischaaren erleben durfte. 
Kleine Randinformation: der Lift wird nicht vom Staat gebaut, sondern von einer Privatpersonen. Zufälligerweise handelt es sich dabei um den Sohn eines einflussreichen Ministers in Vietnam. So viel zum Thema kommunistisches Land... ;)

Nach dem wir zwei Camps passiert hatten, in denen man eigentlich jeweils eine Nacht verbringt, wurde uns langsam klar wieso der Berg in einem Tag eine wahre Herausforderung ist. Von 2100 auf 3100 Meter hört sich ja nach einem läppischen 1000 Meter Aufstieg an, aber Pustekuchen. In Wahrheit ging es immer paar hundert Meter hoch nur um dann wieder ein gutes Stück bergab zu gehen. So wurden aus den 1000 Meter aufstieg am Ende schätzungsweise bestimmt 1500 Meter Aufstieg. Zudem war der Weg wirklich anspruchsvoll und manchmal auch nicht ganz ungefährlich. Als unser Tourguide sagte es würde durch eine Nische im Berg gehen (linke Seite im ersten Bild), hab ich erst gedacht er würde einen Spaß machen, leider war dies aber wirklich unser Weg...




Nach gut 7 Stunden hatten wir es jedoch endlich geschafft. Wir standen auf dem Dach von Südostasien, Fansipan ist nämlich der höchste Berg in Vietnam, Cambodia, Laos und Thailand. In dem Moment war all die Kälte und all der Nebel der letzten Tage vergessen und ich war froh, nach Sapa gekommen zu sein. Belohnt wurden wir mit leckeren frisch belegten Sandwiches von unserem Tourguide.









Nach einer guten Pause auf dem Gipfel mit zumindest auf einer Seite überragendem Blick aufs Umland (die andere Seite war bisschen vernebelt) ging es dann an den Abstieg. Dieser wurde nochmal richtig anstrengend vor allem durch die kurzen Aufstiege zwischendurch, welche einem sämtliche Kraft rauben können wenn man eigentlich auf Abstieg eingestellt ist. Es dämmerte schon als wir es endlich wieder zurück geschafft hatten und wir konnten keinen Fuß mehr vor den anderen setzten so kaputt waren wir.

 

Doch eine kleine Überraschung wartete noch auf uns... Für unsere heldenhafte Leistung wurden wir mit einer Urkunde und einer Medaille (tatsächlich aus Metall) ausgezeichnet. Damit hatten wir ja überhaupt nicht gerechnet aber irgendwie lustig, da fühlt man sich doch gleich wieder stark. ;)





Geschlafen habe ich in dieser Nacht auf jeden Fall so gut wie lange nicht mehr und meine Beine spüre ich jetzt (2 Tage später) immer noch.

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