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Montag, 16. Februar 2015

Laos die Schöne erscheint am Horizont (Tag 72)

Von Mai Châu ging es also am nächsten Morgen Richtung Grenze. Da es Sonntag war gab es überall Märkte, welche sich meistens an der Hauptstraße auftun, wo man sich dann mit viel Gehupe durchkämpfen muss. Ihr wisst ja schon wie frisch Schweinefleisch auf dem Markt landet, aber auch die restlichen Waren könnten nicht frischer verkauft werden. Gänse und Hühner werden in der Regel noch lebendig in kleinen Käfigen verkauft (natürlich kann jeder ein Huhn im Schlaf schlachten und zubereiten) und auch Fische werden meist in Wassertrögen gehalten  (artgerechte Tierhaltung sieht auch anders aus). Da kommt es schon mal vor, dass der frisch gekaufte Fisch einem nochmal aus der Tüte springt. ;)



Von Mai Châu bis zu Grenze sind es nur etwas über 50km, dafür hatte ich maximal 1,5 Stunden eingeplant. Es stellte sich jedoch heraus, dass Vietnam nach all den traumhaften Straßen noch ein kleines Abschiedsgeschenk für mich hatte. Die Straße bis zur Grenze war nämlich der absolute Horror. Teilweise war der Matsch so tief, dass man kaum mehr durchfahren konnte. Nach dem ich die erste Ladung Matsch auf den Füßen hatte, hab ich mir erstmal Plastiktüten über die Schuhe gezogen, das hat mir schon einige Male die Schuhe trocken und sauber gehalten. Da mein Durschnittstempo so bei maximal 10km/h lag erreichte ich die Grenze erst um 2 Uhr Nachmittags (los bin ich um 8 Uhr Morgens).




Hätte man mich diesmal nicht rüber gelassen weiß ich nicht was ich gemacht hätte. Um mich auf dem gleichen Weg zurück zu schicken, hätte es mehr als 10 Pferden (oder 5 Wasserbüffeln) bedarf. ;)
Mein Adrenalinspiegel war also dem entsprechenden hoch als ich an der Grenze ankam. Doch zum Glück lief alles wie am Schnürchen. Für 20 Dollar durfte sogar mein Motorrad passieren, natürlich ohne Beleg oder irgendwas, aber das war mir in diesem Moment herzlich egal.

Ich hatte es also geschafft. Mein Motorrad und ich befanden sich nun in Laos, DER Touridestination 2013... Ähm warte mal ist es nicht schon 2015? Hmm naja egal, das verzeihe ich der schönen Lao nochmal. Ich werde ja sehen ob sie die gleichen hochgestochenen Worte auch für 2015 verdient hat. :)



Bevor ich anfange über Laos zu schwärmen will ich aber noch ein paar Sachen über Vietnam los werden. Da ich es ja jetzt als Staatsfeind Nummer 1 aus Vietnam geschafft habe - zahllose Polizeikontrollen konnten mir nicht mehr anhaben als ein paar blaue Flecken auf den Schultern - kann ich jetzt in der Demokratischen Volksrepublik Laos (Einparteiensystem) wieder meine freie Meinung sagen. ;)

Zum Thema Kommunismus kann ich nur sagen, dass ich davon nicht viel mitbekommen habe. Es geht in Vietnam so wie im Rest der Welt um Geld und Macht hat der, der Asche hat. In Ho Chi Minh City habe ich mit einem Besitzer einer Burgerbude gesprochen, welcher aus Amerika eingewandert ist. Er meinte es könnte nicht leichter sein ein Geschäft in Vietnam zu eröffnen und die Steuern die er zahlen muss währen noch nicht mal erwähnenswert. Offiziell behauptet die Regierung zwar sie hätte "nur die guten Seiten des Kapitalismus übernommen", das ist in meinen Augen jedoch einfach quatsch.
Der Kommunismus herrscht eigentlich nur noch in den Köpfen der Bevölkerung, vor allem in denen der älteren Generation. Diejenigen welche den Krieg noch in irgendeiner Form mitbekommen haben sehen in dem "Amerikanischen System" immer noch den Feind. In Realität haben große Unternehmen jedoch genauso wie in Amerika ihre Finger im Spiel sobald es um Politik geht.
Es ist jedoch ganz einfach. Vietnam hat Wirtschaftlich einen steilen Aufstieg erlebt. Waren vor ein paar Jahren noch 60% der Bevölkerung von Armut betroffen sind es heute nur noch 15%. Und auf den Straßen sieht man Mercedes und BMW (das sieht man in Cambodia z. B. nicht). Und solange das so bleibt werden vermutlich auch keine Fragen gestellt.

Ich fande diesen (ca. 1 Jahr alten) Artikel sehr interessant, der vor allem die Generationskluft in Vietnam thematisiert:

http://www.taz.de/!126608/

Das gleiche habe nämlich auch ich erlebt. Junge Leute wollen aus den alten Schienen ausbrechen und selbst die Welt erkunden sind aber immer noch an ihre traditionelle Familie gebunden welche meistens nicht viel Spielraum lässt.
Ich bin wirklich sehr gespannt in welche Richtung sich das ganze in Zukunft entwickeln wird.

Jetzt aber wieder ab ins warme Laos.
Kurz hinter der Grenze eröffnete sich mir der erste tolle Blick auf ein Tal welches noch sehr an Vietnam erinnerte. Gefahren bin ich noch bis Vieng Xai, einer Stadt welche während dem Krieg eine bedeutende Rolle spielte.



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