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Sonntag, 15. Februar 2015

Laos ich komme! Oder doch nicht? (Tag 69-71)

Am Morgen nach der Besteigung bin ich mit schlimmstem Muskelkater in den Beinen aufgewacht. Doch meine Beine sollten sich auf dem Motorrad erholen, es hieß nämlich tschüss kaltes Sapa. Mein Ziel für Heute war Dien Biên Phu, eine kleine Stadt nahe der Laotischen Grenze.
 
Um Sapa als das zu behalten was es ist schenkte mir die Stadt dicksten, kalten Nebel für meinen Aufbruch. Selbst mein Motorrad hatte darauf keine Lust und musste erst noch zum Anspringen überredet werden. Die Belohnung kam jedoch schnell. Kurz hinter dem Pass verpuffte der Nebel und machte Platz für die Sonne, wodurch sich ein fantastischer Blick ins Tal eröffnete. Für gut 70km ging es schönste Bergstraßen hinunter, bis ich auf einen Fluss traf, welchem ich fast 200km folgte. Links und rechts von mir waren immer wieder saftig grüne Reisfelder, von welchen ich mich aber so langsam satt gesehen habe (ihr vielleicht ja auch?). ;)
 

 




 
 
In Dien Biên gönnte ich mir eine Nacht in einem Luxus Hotel (für 15 Euro). Ich dachte das darf ich mir mal gönnen als letzte Nacht in Vietnam.
 
 
Dien Biên Phu ist übrigens geschichtlich gesehen eine sehr bedeutende Stadt so verlor Frankreich dort die letzte Schlacht gegen die Vietminh und musste die Unabhängigkeit von Laos, Kambodscha und Vietnam anerkennen, was das Ende der französischen Kolonialzeit markiert. Heute ist davon nicht mehr viel zu sehen außer ein paar verrosteten Panzern und einen Siegesdenkmal.
 
Doch Leider hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Mein Plan war es mit dem Motorrad über die Grenze (30km von Dien Biên) nach Laos zu fahren und auf der anderen Seite in ein Boot zu steigen welches den Nem Ou hinunter gefahren wäre. Wäre bestimmt super schön gewesen, aber an der Grenze hatte ich leider kein Glück.
Der Grenzbeamte wollte mich nicht rüber lassen, da auf meinem Nummernschild eine 28 anstelle einer 27 als erste Zahl stand. Durch Google-Translate konnte ich heraus finden, dass diese Zahl die Provinz von Vietnam repräsentiert in der das Motorrad angemeldet ist. Und 27 steht für Dien Biên und andere Motorräder dürfen leider nicht über die Grenze. Über eine andere Grenze darf ich aber anscheinend. So ganz verstehen tu ich das System ja nicht.
Naja ist ja auch egal dachte ich, mit bisschen Kohle wird das doch zu regeln gehen (so wie immer bis jetzt). Und tatsächlich, ein Grenzbeamter verdeutlichte mir per Google-Translate ich solle Mittags nochmal kommen, dann könne er mich für ein bisschen "Taschengeld" durchbringen.
Nach zwei Stunden warten war es dann soweit. Zurück zur Grenze, doch leider war von meiner "Kontaktperson" weit und breit nichts zu sehen. Und der verzweifelte Versuch mit 30 Dollar im Reisepass weiter zu kommen scheiterte leider auch. Also tatsächlich nichts zu machen. Respekt Vietnam, das hätte ich nicht erwartet!
Gut für Vietnam, schlecht für mich. Was sollte ich denn nun machen? Die nächste Grenze ist über 400km entfernt.
 
Nach einem kurzen Blick auf die Karte und den Reiseführer, stellte sich jedoch heraus, dass sich auf zwei Dritteln des Weges zur nächsten Grenze Mai Châu befindet. Das ist eine kleine Stadt mit einer Homestay-Initiative, was bedeutet, dass einheimische Familien Touristen anbieten bei Ihnen zu übernachten um das "wahre" Vietnam zu erleben. In Hanoi hatte ich mir mal überlegt dort hin zu gehen, hatte mich dann aber für Sapa entschieden, hier also die zweite Chance.
Am nächsten Morgen ging es also los und die Strecke war wieder richtig traumhaft.
In einem kleinen Dorf erlebte ich dann etwas sehr spannendes wenn zugleich nicht so leicht anzuschauendes.
 
An dieser Stelle wie üblich eine kleine WARNUNG! Wenn ihr nicht wissen wollt wie in Vietnam das Schweinefleisch auf den Tisch kommt, lest nicht weiter und überspringt die Bilder (wirklich blutig!).
 
Ich fuhr also gerade durch ein kleines Dorf als ich plötzlich am Straßenrand ein Schwein gefesselt und zappeln sah. Es wurde von drei kräftigen Männern festgehalten von denen einer dem Schwein die Kehle aufschnitt.
 
 

 
Es ist wirklich verrückt, aber in Vietnam ist jede Familie Bauer, Schlachter und Metzger (und noch vieles mehr) in einem.
Wirklich leidlos ist die ganze Prozedur für das Schwein leider nicht. Es hat bestimmt 5-10 Minuten gedauert bis die letzten leidvollen Grunzer und Zuckungen verstummt waren. Sobald es tot war wurde mit der Verarbeitung begonnen. Zunächst wird es enthäutet und dann zerschnibbelt.
 


 
Fertig sieht das ganze dann so aus:
 
 
Einen Stand wie diesen sieht mal alle paar Kilometer am Straßenrand. Ein Kilo bestes Fleisch, kostet umgerechnet unter 4 Euro.
 
Jetzt fragt ihr euch vielleicht wieso ich mir so etwas überhaupt anschaue. Aber ich fande es wirklich sehr interessant so etwas mal mit zu erleben. Ich finde wenn man Schweinefleisch isst, kann man ruhig auch mal sehen was es dafür bedarf.
 
Ich finde es übrigens wirklich klasse wie respektvoll die Vietnamesen mit ihren Tieren umgehen. Ich habe das Gefühl, dass die meisten Tiere hier ein glückliches Leben haben, vorallem weil sie sich völlig frei bewegen dürfen. Was natürlich den Nachteil hat, dass einem immer wieder Schweine, Kühe, Ziegen, Pferde, Hunde, Hühner, Enten, Wasserbüffel und was sonst noch alles über die Straße latschen. Selbst wenn die Wasserbüffel zum Feld umgraben verwendet werden sehe ich immer wieder wie sie kurz grasen oder sich in einem Schlammbad abkühlen dürfen. Ich habe einfach das Gefühl, dass die Menschen hier noch einen ganz anderen Bezug zu den Tieren haben und eher mit Ihnen in einer Gemeinschaft Leben, als diese bloß "auszunutzen". Sicher, es gibt wahrscheinlich auch in Vietnam Massentierhaltung, aber bis jetzt habe ich einfach was anderes erlebt und ich glaube nach 3000km durchs ganze Land habe ich schon einiges gesehen. ;)
 
Auch wenn das Töten eines Schweines in diesem Bezug grausam erscheinen mag, gehört es nun mal dazu wenn man nicht als Vegetarier leben möchte.
 
Ich bin auf jeden Fall nach einem traumhaften Motorrad Tag gut in Mai Châu angekommen. Dort habe ich mein Motorrad für Laos fit gemacht, Ölwechsel, Zahnradwechsel usw...
 




Gerade liege ich in meinem Bett in einem Bambus Haus und vorhin habe ich ein bisschen mit der Familie gequatscht. Ist doch gar nicht so schlecht, dass ich hier noch gelandet bin. :)
Ich hoffe natürlich trotzdem, dass der Grenzübergang morgen klappt, sonst habe ich wirklich ein Problem.
Ich melde mich dann hoffentlich wieder aus Laos!

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