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Dienstag, 17. Februar 2015

Vieng Xai - die Edyle bestand nicht immer (Tag 73)

Vieng Xai ist eine kleine idyllische Stadt mit rund 4000 Einwohnern, vielen Obst- und Gemüsegarten und umgeben von netten Karsthügeln. Doch die Idylle trügt (der schön anzuschauen Fischteich war ursprünglich mal ein Bombenkrater).


Vieng Xai war eines der am meisten bebombten Gebiete während des Zweiten Indochina Krieges. Der Grund dafür waren ca. 300 Höhlen in den Karstbergen rund um Vieng Xai in welchen sich das Hauptquartier der Pathe Lao (laotisch kommunistische Bewegung) befand.
Da Amerika dies wusste hatten sie große Interesse das Gebiet dem Erdboden gleich zu machen. Dies gelang jedoch nicht. Nicht einer der Pathet-Lao-Führer wurde von einem Bombenangriff getötet. Auch Gasangriffe waren erfolglos, da es in den Höhlen Schutzräume gab in welchen es Luftfilter gab, welche per Hand angetrieben wurden. Des weiteren gab es viele Verbindungstunnel zwischen den Höhlen, so dass man wenn es zu "heiß" wurde in eine andere ausweichen konnte.







Während dem Krieg fand sämtliches Leben in den Höhlen statt. Es gab neben Armeequartieren und Lazaretten auch Produktionsstätten wie Weber- und Spinnereien, Bäckereien, Druckereien, Kaufläden und sogar Banken. Des weiteren gab es Höhlen für Schulen, Ausbildungsstätten und sogar Sporthöhlen in welchen z.B. Volleyball gespielt werden konnte.
Selbst an Garagen für die Jeeps der Pathet-Lao-Führer wurde gedacht.



Nachts wurden weiterhin die Felder bestellt um die Lebensmittelversorgung sicher zu stellen. Am Tag war es zu gefährlich da wenn immer ein Flugzeug Leute sah Bomben abgeworfen wurden. Später ging es sogar soweit, dass sämtliche weißen und roten Hühner (auffällige Farben) geschlachtet werden mussten, da die Ammis heraus gefunden hatten, dass wo immer auch Hühner waren die Menschen nicht weit sein konnten. Die USA ging nämlich ziemlich schnell dazu über auch zivile Ziele zu bombardieren um den kommunistischen Truppen (Vietcong) auf dem Ho Chi Minh Pfad die Versorgung zu erschweren, da diese meist von den lokalen Laoten unterstützt wurden.

Laos ist das am schwersten bebombte Land der Welt (zwei Millionen Tonnen Sprengstoff). So wurde von 1964 bis 1973 im Schnitt alle 8 Minuten eine Bombe abgeworfen. Auf eine Person in Laos kamen so unglaubliche 2 Tonnen an Sprengstoff.
Erst 1970 gab Amerika zu diesen Krieg überhaupt zu führen (in Vietnam dauerte dies noch bis nach dem Krieg).

USA-Bomben konnten die Pathet-Lao nicht stoppen
Das Erbe dieser Massenzerstörung ist ein schweres. Es wird davon ausgegangen, dass ca. ein Drittel aller Bomben nicht explodiert sind (UXO = Unexploded Ordnance). Diese nie explodierten Bomben (etwa 78 Millionen Blidgänger) stellen eine große Gefahr da. So stirbt im Schnitt jeden Tag (seit Ende des Krieges) eine Person wegen diesen Blindgängern. Die meisten Opfer sind Bauern beim Pflügen, bei der Brandrodung oder beim Hausbau. Aber auch Kinder fallen vor allem den "Bombies" (kleinen Eisenkugeln aus Streubomben) regelmäßig zum Opfer. Konkret für mich bedeutet das, ich sollte bei meiner Motorrad-Tour auf sichtbaren Wegen bleiben und nicht einfach in der Wildnis rum streunern wie es mir so gefällt.

Blick aus einer der Höhlen auf ein immer noch bombenverseuchtes Gebiet
Bemerkenswert ist es wie die Laoten mit diesem tödlichen Erbe umgehen. So sieht man immer wieder Bomben umfunktioniert zu Feuerstellen, Futtertrögen, Sonnenschirmhaltern, Baumaterial oder einfach als Dekoration und Bombenkrater werden z.B. zu kleinen Pools umgewandelt.




Gegen Mittag war die Tour schon zu Ende und ich entschied mich an diesem Tag noch ins 30km entfernte Xam Nuea zu fahren.

Landschaft auf dem Weg nach Xam Nuea
In meinem Reiseführer hatte ich gelesen, dass sich auf dem Weg noch ein 70 Meter hoher, sehenswerter Wasserfall befinden sollte. Warum dort also kein kurzen Stopp einlegen. Es stellte sich heraus, dass dieser Wasserfall einer der Spektakulärsten war welche ich je gesehen habe. Genährt hat man sich diesem Wasserfall von oben, so dass sich einem ein fantastischer Blick ins Tal eröffnete.


Links am Wasserfall konnte man sogar noch ein bisschen runterklettern. Dies war durchaus eine adrenalingeladene Sache, da es wirklich gut in die Tiefe ging. Aber was macht man nicht alles für ein paar Poserfotos... :)



Um mich von dem Adrenalinkick wieder zu beruhigen hab ich noch ein kleines Fußbad genommen während ich ein paar getrocknete Mangoschnitze verzehrte.


Auf dem Weg nach Xam Nuea bin ich dann noch an einem Fußballplatz vorbei gefahren, wo gerade ein Spiel im Gange war welchem bestimmt 200 Leute jubelnd zuschauten. Da es mich interessierte wie solche Veranstaltungen in Laos sind entschied ich mich für einen weiteren kleinen Stopp. Was als nächstes passierte werde ich wohl nicht so schnell wieder vergessen...


Sobald ich mit dem Motorrad in der Nähe des Fussballfeldes angehalten hatte drehten sich sämtliche Leute zu mir um. Das Spiel schien auf einmal an Spannung verloren zu haben. Als dann eine kleine Mädchengruppe anfing mir zu zujubeln, in ähnlicher Weise wie sie es zuvor taten wenn etwas spannendes auf dem Feld passiert war, dauerte es nicht lange bis die gesamte Menschenmasse mir zujubelte. Die Lautstärke wurde nur noch übertrumpft als ich meine Sonnenbrille abnahm. Zwei Mädchen taten sogar so als würden sie in Ohnmacht fallen als sie mich sahen und andere wollten unbedingt ein Bild mit mir machen.

Ihr könnt euch also vorstellen wie ich mich gefühlt habe. Ich war ein absoluter Rockstar und ich weiß jetzt wie Justin Bieber oder Cro sich fühlen muss wenn hunderte (meist viel jüngere) Mädchen ihn ankreischen. Ich wusste wirklich nicht wie mir geschah und ich verspreche euch, dass ich hier nicht übertreibe.

Nach dem sich das ganze wieder ein bisschen beruhigt hatte, konnte ich tatsächlich noch ein bisschen dem Spiel folgen. Ich finde es übrigens genial wie die Tore aus Bambus gebaut werden. ;)



In Xam Nuea traf ich mich wieder mit ein paar Leuten zum Abendessen, welche ich schon in Vieng Xai kennen gelernt hatte.

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