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Freitag, 20. März 2015

Yangon - die Tür zu einer anderen Welt (Tag 99-105)

Der letzte Tag in Chiang Mai wurde hauptsächlich zur Vorbereitung auf Myanmar genutzt (Ticket und Visa Ausdruck etc.). Abends gönnten wir uns jedoch noch eine Thai-Massage zum Abschied von Thailand. Hannah geht nämlich als nächstes nach Laos. Die Massage war echt toll und ich bin immer wieder erstaunt wie viel Kraft die Masseure aufbringen können (meine war maximal 1,50m groß).

Ein kleines Fußbad vor unserer Massage
War wirklich nett mit Hannah, vor allem weil man mit jemandem aus seiner Heimatstadt halt doch mal über was anderes reden kann als die üblichen Backpacker-Themen. :)

Letzter Abend in Chiang Mai

Am nächsten Tag ging es also ab zum Flughafen. Dort eine kleine Überraschung. Mein Flugzeug war eine kleine Propeller-Maschine, die ihre besten Tage definitiv schon hinter sich hatte. Innen hat alles geklappert und vieles war schon kaputt. Da blieb mir nichts anderes übrig als zu hoffen, dass wenigstens die wichtigen Teile vom Flugzeug in einem besseren Zustand waren.


Nach einer guten Stunde Flug war es jedoch schon geschafft, ich hatte es sicher nach Myanmar geschafft und die Einreise ging auch echt flott, da ich schon ein online Visa hatte.
Zusammen mit drei anderen ging es dann mit dem Taxi in die Stadt. Das erste was mir auffiel es herrscht endlich wieder Rechtsverkehr. Nur blöd, dass die meisten Autos ihr Lenkrad immer noch auf der rechten Seite haben. Wieso? Ihr wisst ja Myanmar (früher Burma) war eine Englische Kolonie. Nach dem es von England unabhängig wurde stand Myanmar bis 2011 unter einer Militärherrschaft (danach wurde ein ziviler Präsident als Staatsoberhaupt eingesetzt). 1970 änderte diese Militärherrschaft über Nacht den Verkehr von Links- zu Rechtsverkehr, um die Unabhängigkeit von England zu demonstrieren. Dies hat zur Folge, dass alle Autos von vor 1970 bzw. alle billig Autos aus China das Lenkrad noch auf der Rechten Seite haben, was ganz schön verwirrend ist (ich wollte zuerst auf der Fahrerseite ins Taxi einsteigen).
Doch das war nicht das einzige was mich verwirrte. Irgend etwas war komisch am Verkehr in Yangon... Bis ich jedoch heraus gefunden hatte was es war dauerte es ein bisschen. So sind Roller und Motorräder in Yangon verboten. Dies ist gerade nach den ganzen anderen Südostasiatischen Ländern wirklich ungewöhnlich, da es sonst immer geradezu wimmelt von Zweirädern. Den Sinn dahinter habe ich noch nicht so ganz durchschaut, da Roller ja wirklich platzsparend sind. So gibt es zur Rush-Hour kein durchkommen in Yangon (gestern bin ich für 5 Kilometer über eine Stunde im Bus gesessen).

Angekommen im Hostel ging es erstmal raus was zum Abendessen finden. Gefunden haben wir ein kleines Straßenrestaurant in welchem wir Hühnchen mit Reis für unter einem Euro bekommen haben. An diesem Abend haben wir nicht einen anderen Touristen gesehen, was ein krasser Kontrast zu Thailand ist, wo man manchmal mehr Touris auf den Straßen sieht als Einheimische...

Das billig nicht immer (meistens in Asien aber schon) gut ist zeigte sich am nächsten Tag, da ich ein bisschen Magen-Darm Probleme hatte. Deshalb entschied ich mich dazu den Tag im (angenehm klimatisierten) Hostel zu verbringen und endlich mal wieder meinen Blog zu updaten, da es hier recht gutes Internet gibt. ;)

Es ist übrigens wirklich unglaublich warm in Yangon. Tagsüber überschreitet das Thermometer regelmäßig die 40 Grad Marke und selbst Nachts wird es nicht deutlich kühler als 30 Grad. Ich wüsste nicht ob ich hier ohne Klimaanlage überhaupt schlafen könnte und am Tag trink ich meistens über fünf Liter Wasser da man eigentlich immer Durst hat. Ich hab das Gefühl, dass das Wasser schneller verdunstet als man es überhaupt trinken kann...

37°C am Vormittag

Für den nächsten Tag hatte ich mich dazu entschlossen eine Fähre über den Yangon River nach Dala zu nehmen um von dort nach Twante, einem Töpfer-Dorf zu fahren.
Zunächst nahm ich einen Bus (für ca. 15 Cent) zur Fähre, in welchem ich eindringlich gemustert wurde, da es offensichtlich nicht viele Europäer gibt die sich in einen Local-Bus setzen. 

Beim Fährterminal angekommen sprach mich ein kleiner Junge (12 Jahre alt) an und bot mir an mein Tourguide zu sein. Es scheint also tatsächlich noch andere Touristen außer mir zu geben, von denen ich bis dato aber noch nichts gesehen hatte (es ist aber auch zugegebenermaßen gerade Nebensaison). Da ich Kinderarbeit nicht unterstützen will und eh lieber selbst erkunde lehnte ich das Angebot jedoch dankend ab.

Yangon hat einen großen Frachthafen
Auf der anderen Seite angekommen boten mir etliche Motorradfahrer ihren Dienst an mich den Tag rum zu kutschieren (bester Preis den ich bekam war 10 Euro nach Twante und zurück mit Stopps bei den Attraktionen). Doch ich war mir sicher, dass es auch ein Bus geben müsste. Und tatsächlich, nach dem ich mich durch eine Gruppe von Motorrad-Taxis gekämpft hatte fand ich einen Bus nach Twante für gerade mal 50 Cent. Für die Einheimischen ist es glaube ich völlig unverständlich wieso ich (als reicher Westler) einen Bus nehme wenn ich genauso gut ein Taxi nehmen könnte. Doch 10 Euro Transport kosten am Tag kann man sich halt auf Dauer nicht leisten, zumindest nicht wenn es eine Alternative gibt.


In Twante angekommen durchstreifte ich ein bisschen die Stadt. Hinter mir wurde oft getuschelt und gekichert und etliche Einheimische fragten mich ob sie ein Bild mit mir machen dürften. Es war offensichtlich, dass ich eine regelrechte Attraktion für die Leute war, welche vermutlich noch nicht vielen Europäern über den Weg gelaufen sind. 

Gemüse...

Eine Art Volleyball nur mit dem Fuß

Reis...

Früchte...

Und Spices an jeder Straßenecke...
Ich habe es jedoch sehr genossen, da die Einheimischen tatsächlich noch Interessiert an einem und super freundlich sind. Im Rest Südostasiens (Thailand, Cambodia, Vietnam und Laos) hatte ich oft das Gefühl, dass die Einheimischen schon gelangweilt von den Touristen sind oder schlimmer noch, diese nur als laufende Dollarzeichen sehen.

Beim Mittagessen in einem kleinen Restaurant wurde ich dann von drei Einheimischen an ihren Tisch eingeladen, von welchen einer recht gut Englisch konnte und mich regelrecht mit Fragen bombardierte (z.B. was ist dein lieblings Land, wo gibt es die schönsten Frauen, was kostet ein Flug nach Deutschland etc.). Den angebotenen Whiskey konnte ich nur mit Mühe abwenden.

Nach dem ich noch gesehen hatte wie Hygienisch der Fischtransport in Myanmar von statten geht und ein paar weiteren Bildern mit paar Jungs, habe ich noch die Shwesandaw Paya besucht.







Die Shwesandaw Paya wurde schon vor 2500 Jahren zum ersten Mal errichtet (damals noch kleiner).

Wird gerade renoviert

Weit und breit keine Touristen

Danach ging es auf einem Motorrad (für 1 Euro) zur Mwe Paya, einem kleinen Tempel in der Mitte eines Sees zu welchem man über vier Brücken gelangt. 




Sieht wirklich sehr nett aus doch im Innern habe ich dann den Schock meines Lebens bekommen. Ich lief also gerade in den Tempel, als plötzlich vor mir, wie aus dem Nichts, eine gigantische, bestimmt drei Meter lange Anakonda lag. In diesem Moment dachte ich, dass dies wohl das Ende meiner Reise sei, erdrückt von einer Anakonda in einem Tempel in Myanmar. Es gelang mir jedoch wieder rückwärts aus dem Tempel zu stolpern. In diesem Moment fielen mir zwei Mönche auf welche deutlich zu relaxt ihren gebeten nach gingen dafür, dass gerade ein Monster vor ihnen sich an der Wand entlang schlängelte. In diesem Moment realisierte ich, dass dies so gehörte und es sich um ein Schlangentempel handelte. Als ich mich nun ein bisschen umsah, entdeckte ich immer mehr Anakondas (insgesamt 27 Stück!) welche um Statuen oder auf dem Boden lagen, in Fenstern oder Bäumen hingen oder sogar im Spenden Kasten waren! 








Überall hing Anakondahaut...




Wenn immer eine Anakonda versuchte aus dem Tempel zu kommen, führte sie einer der Mönche wieder zurück. Ich will mir ja ehrlich gesagt gar nicht vorstellen wie oder mit was diese 27 Anakondas gefüttert werden. Vielleicht ab und an mal ein einsamer Touri wie mich? ;)


Danach ging es noch zu anderen umliegenden Tempeln bei welchen jedoch keine so böse Überraschung mehr wartete.


Ein paar fröhliche Arbeiter bei der Pause

Ein kleiner Mann mit großem Herz
So baut man in Myanmar Straßen...
Zwei nette Kinder 
Da mein Motorrad-Taxi schon wieder weg war, hatte ich ein kleines Problem, denn es gab weit und breit kein Taxi und ein paar Einheimische versicherten mir, dass um diese Zeit keine Busse mehr zurück fahren würden. Na super, es waren aber noch über 20km bis zur Fähre...

Irgendwann hielt ein Auto an und die Einheimischen fragten für mich nach einer Mitfahrgelegenheit nach Dala (wo die Fähre ablegt). Die zwei im Auto willigten ein, einziges Problem, der gesamte Kofferraum (sitze waren umgeklappt) war voll mit Reissäcken. Aber was blieb mir auch anderes übrig? Also ab auf die Reissäcke. Mittlerweile hatte sich schon eine kleine Traube von Einheimischen um das Auto gebildet, die das Spektakel verfolgen wollten. Verabschiedet wurde ich mit schallendem, aber herzlichem Gelächter. Sowas hatte noch niemand gesehen, ein Weißer im Kofferraum, eingequetscht zwischen Reissäcken. Die Leute an denen wir vorbei fuhren und mich sahen dachten wahrscheinlich auch einen Geist zu sehen, zumindest ihren Gesichtern nach zu urteilen. ;)



Auf der Fährrückfahrt bietete sich mir noch ein schöner Sonnenuntergang über dem Yangon River, während unsere Fähre von einem Schwarm Möwen begleitet wurde. 






Nach einem weiteren Bus (über eine Stunde für 5 Kilometer = rush-hour) hatte ich es wieder zurück in mein Hostel geschafft.

Alles in allem ein wirklich spannender Tag und Myanmar gefällt mir soweit sehr gut. Zumal es wirklich besonders ist mal der gefühlt einzige Tourist in einem Land zu sein!

Übrigens habe ich gestern für sämtlichen Transport (Fähre war recht teuer: 4€) 6 Euro ausgegeben. Mir wurde nämlich immer gesagt Myanmar wäre so krass Teuer, weil die Transport- und Unterkunftskosten so hoch wären. Das stimmt auf jeden Fall wenn man die Touri-Variante wählt (klimatisiertes Taxi), dann hätte ich gestern mindestens 30€ gezahlt. Wenn man aber wie die Einheimischen Unterwegs ist, mit dem Risiko auch mal 20km auf ein paar Säcken Reis zu verbringen, ist Myanmar wirklich billig. Nur die Unterkunftskosten sind tatsächlich recht hoch (unter 10€ findet man wenig), aber das gleicht sich zum Teil auch dadurch wieder aus, da das Essen unglaublich billig ist. :)

Am nächsten Tag wollte ich den Circular-Train nehmen, das ist ein Zug der von Yangon aus eine Runde um die Vorstätte Yangons dreht. Auf diese Weise soll man einen guten Einblick ins alltägliche Leben der Burmesen bekommen.

Auf dem Weg zur Central Railstation musste ich durch Downtown Yangon wo es wirklich unglaublich hektisch zu geht. Überall werden Sachen und Essen verkauft. Dabei unterscheidet sich die Atmosphäre deutlich von der anderer Asiatischen Städte (in denen ich bis jetzt war), da tatsächlich nützliche Sachen (z.B. Werkzeuge wie Hämmer) verkauft werden und nicht das übliche Touri-Zeug. Man sieht halt selbst in der absoluten Stadtmitte in Yangon nur ab und zu einen anderen Touristen.

Mit dem Bus ging es wieder in die Stadt
Vorbei kam ich noch an der Sule Pagoda welche ich jedoch weniger Beeindruckend fand als von vielen angepriesen, deshalb hab ich mir die zwei Dollar um rein zu gehen auch gespart.


Die Zugfahrt war aber wirklich sehr nett. So hat man tatsächlich viel vom Burmesischen Leben mitbekommen und zu heiß wurde es einem auch nicht, da immer ein schöner Wind durch den Zug geweht ist, denn dieser war komplett offen. Auf der Fahrt kam ich mehrfach mit Einheimischen ins Gespräch, was wirklich nett war. Ich kann es nur nochmal betonen! So offene und herzliche Leute habe ich bis jetzt noch in wenigen  Ländern erlebt.

Der Circular-Train

Central Railway Station



Bisschen abkühlen im Fahrtwind
Höchstezeit... Die Fahrt war ganz schön holprig
Kleiner Markt auf dem Gleis



Die gesamte Runde dauert drei Stunden ich bin jedoch schon paar Stationen früher ausgestiegen, da ich für den Sonnenuntergang am Inya See sein wollte. Dort habe ich dann auch zu Abend gegessen bevor es wieder zurück ins Hostel ging.







Abends kam dann wie vereinbart Dylan an, auf wen ich mich wirklich schon freute, da es doch ein bisschen einsam werden kann so ganz ohne andere Reisende (habe es aber sehr genossen mal nicht mehr hunderte andere Backpacker um mich zu haben). ;)

Für den nächsten Tag standen die Hauptattraktionen von Yangon auf dem Programm, welche ich extra aufgehoben hatte um sie mit Dylan machen zu können. Diese sind der Bogyoke Aung San Market und die Shwedagon-Pagode. Angeschlossen hat sich uns noch ein netter Typ aus England welcher im gleichen Flieger wie Dylan saß.

Der Markt hat mich ehrlich gesagt bisschen enttäuscht, da er zu 90% aus Schmuckläden bestand und sonst auch nicht wirklich interessante Sachen zu bieten hatte. Was aber vielleicht wieder daran liegt, dass er noch nicht für Touristen ausgelegt ist. Was sich aber definitiv bald ändert wird. So haben wir auf dem Markt so viele Touris wie schon lange nicht mehr getroffen (im Vergleich zu Thailand und so natürlich immer noch ein Witz). Das einzig gute war das Essen auf dem Markt. So hab ich ein super leckeres Chicken Curry und zum Nachtisch hausgemachte Creme Brule gegessen. :)

Danach ging es nochmal zum Hostel um bisschen abzukühlen, bevor wir für den Sonnenuntergang zur Shwedagon-Pagode sind. Diese war wirklich sehr beeindruckend, vor allem im Licht der untergehenden Sonne.




Mit der Rolltreppe ab in Tempel






Gegenüber der Pagode befindet sich der Peoples Park, welchen wir natürlich nicht verpassen wollten, da man von dort einen super Blick auf die nachts beleuchtete Shwedagon-Pagode hat. Außerdem hatten wir von einer Achterbahn gehört welche sich im Paark befinden sollte.




Tatsächlich haben wir dann eine Wasserachterbahn gefunden bei welcher wir für ein Dollar eine kleine Erfrischung bekommen haben. ;)


Die Atmosphäre im Park war jedoch super komisch, denn er ist offensichtlich dazu ausgelegt tausende Menschen zu unterhalten. Als wir jedoch dort waren (eigentlich zur besten Zeit), war der Park kaum besucht (ich glaube man sieht es auf dem Achterbahn Bild ein bisschen). Ich will jetzt nicht behaupten, dass es daran liegt, dass ein Großteil der Bevölkerung für solche Späße keine Zeit oder kein Geld hat, aber ich bin mir fast sicher, dass der Park in zwei bis drei Jahren vor Touristen Platzen wird, so wie viele andere (noch unbesuchte) Orte (z.B. der Schlangentempel).

Der noch sehr geisterhafte People´s Park
Am nächsten Tag haben wir nicht mehr so viel gemacht, da wir einen Nachtbus nach Inle Lake gebucht hatten, so dass wir schon um 16 Uhr los mussten.

Werde mich dann also wieder von dort melden... ;)

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