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Mittwoch, 14. Januar 2015

Vietnam mit dem Motorrad (Tag 39-40)

Mein Plan ist es ja ganz Vietnam mit dem Motorrad zu bereisen. Deshalb ging es die letzten Tage auf Motorradsuche. Zugegebenermaßen bin ich nicht der einzige mit dieser Idee. Es ist unter Backpackern sehr beliebt entweder von Hanoi bis Ho Chi Minh City oder umgekehrt mit dem Motorrad zu fahren. Ganz einfach weil man so am aller flexibelsten ist und weil es relativ billig ist. Deshalb findet man auch überall die klassischen Backpacker Motorräder (Honda Win) zum Verkauf angeboten. Entweder von Reisenden selbst oder von Shops die diese Backpackern abkaufen.
Einziges Problem: ich bin noch nie in meinem Leben Motorrad gefahren und Ho Chi Minh ist zugegebenermaßen die wohl schlechteste Stadt für Fahranfänger. Auf jeden Fall habe ich einen Shop gefunden welcher mit kostenlosen Fahrstunden wirbt, also nichts wie hin. Natürlich ist es nur kostenlos wenn man auch ein Motorrad kauft, wenn nicht muss man 10 Dollar zahlen, aber das kann ich verkraften. Wir sind dann zu einem leeren Park gefahren und nach ca. einer Stunde hatte ich es drauf. Vorallem wenn man schon manuelles Auto fahren kann hat man einen großen Vorteil, da es vom Prinzip genau das gleiche ist. Am Anfang ist es vielleicht bisschen verwirrend, dass die Kupplung dort ist wo normalerweise beim Fahrrad oder Roller die Vorderbremse ist, oder dass man die Hinterradbremse mit dem Fuß betätigt, aber da gewöhnt man sich eigentlich relativ schnell dran. Nach dem Park bin ich meinem "Fahrlehrer" noch ne Stunde durch die Stadt hinterher gefahren, um mich bisschen an den Verkehr zu gewöhnen.

Verkehrsregeln gibt es in Vietnam nämlich nicht. Es gilt das Recht des Stärkeren und Rückspiegel bzw. Schulterblick kennt man nicht. Das erstaunliche: es funktioniert alles irgendwie. Von außen gesehen sieht es wirklich abartig aus, ist man aber mal selbst Teil des Systems checkt man ziemlich schnell wie es funktioniert. Im Grunde ist es nämlich so: der Blick bleibt immer nach vorne gerichtet und wenn man irgend etwas macht, z.B. überholen, abbiegen oder losfahren wird erstmal kräftig gehupt damit die anderen einen auf dem "Radar" haben. Deshalb braucht man auch so Sachen wie Spiegel und Schulterblick nicht, denn hinten wird mit den Ohren gesehen. ;) Und so fließt alles irgendwie zusammen und gefahren wird überall. Auch mal im Gegenverkehr falls es da gerade besser läuft.
Mehr Unfälle gibt es natürlich trotzdem aber es ist auch einfach ein anderes Verkehrsaufgebot. Ho Chi Minh City hat ca. 10 Millionen Einwohner, von denen 5 Millionen ein Moped besitzen (Fahren darf man erst am 18!). Und über Autos reden wir hier noch gar nicht.
Dies liegt bestimmt an dem schlecht ausgebauten öffentlichen Verkehrsmittel Netz (es gibt praktisch keins). Aber immerhin wird gerade an einer U-Bahn gebaut, welche in 4 Jahren fertig gestellt sein soll.

Den Rest vom Tag habe ich dann damit verbracht noch selbstständig bisschen durch Saigon zu düsen, bis ich mich wohl auf dem Motorrad gefühlt habe. Am Ende des Tages hatte ich mich dann schon in mein kleines Baby verliebt, weshalb ich es mir kurzerhand reservierte. Ich wollte es vor dem Kauf nochmal von einem Typ, den ich kennen gelernt habe, welcher Ahnung von Motorrädern hat checken lassen.

In dem Motorrad Shop habe ich übrigens noch zwei andere Typen (Morgan und Callum aus England) kennen gelernt, welche den gleichen Plan haben wie ich. Deshalb haben wir uns auch zum Abendessen verabredet um über unsere Pläne zu quatschen. Da wir ähnliche Vorstellungen von unsere Reise durch Vietnam haben, haben wir uns dazu entschlossen zusammen zu reisen. Das freut mich sehr, da ich ungerne alleine aufgebrochen wäre, da doch immer mal irgendwas sein kann wenn man mit dem Motorrad in einem Land wie Vietnam unterwegs ist.
Der Plan war also am nächsten Tag gegen Mittag los zu brausen. Leider wurde daraus nichts, da sich über Nacht Morgan's Mandeln entzündeten und er ins Krankenhaus musste um die richtigen Medikamente zu bekommen. Glück im Unglück, dass es noch vor Anbruch der Reise passiert ist, denn auf dem Land sind die Medizinischenstandards nicht sehr hoch. Deshalb haben wir vorläufig die Reise um zwei Tage nach hinten verschoben, in der Hoffnung, dass es bis dahin Morgan wieder besser gehen würde. Das machte mir aber ehrlich gesagt nichts aus, eher im Gegenteil. Ich wollte nämlich eh noch paar Besorgungen machen (Snacks für unterwegs, ne zweite lange Hose und Motorradhandschuhe) und für den nächsten Tag hatte ich mich dazu entschieden eine Mekong Tagestour zu machen. Sonst hätte ich das Mekong Delta ausgelassen, was im Nachhinein aber wirklich schade gewesen wäre.

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