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Samstag, 31. Januar 2015

Ho Chi Minh Trail - mehr als ein Abenteuer (Tag 56)

Ihr glaubt nicht wo ich gerade bin... Ich sitze im tiefsten Dschungel, die nächste Stadt ist 60km entfernt, ich habe einen platten Reifen, kaum mehr Sprit und kein Handyempfang. Weiterfahren kann ich definitiv nicht mehr, da sich der Reifen schon von der Felge schält. So war das alles doch nicht geplant Mensch...

Aber was lief denn nur falsch? Angefangen hatte doch alles so gut.
Ich hab Hue schon um 5 Uhr morgens mit dem Motorrad verlassen, da ich einen sehr langen Trip vor mir hatte. Ich wollte nämlich von Hue bis zum Phong Nha Nationalpark fahren und zwar auf dem berühmten Ho Chi Minh Pfad, das sind über 400km. Dieser diente zu Zeiten des Vietnam Krieges als Versorgungs Weg für die Viet Cong. Heutzutage ist er vor allem bei Motorradfahrern sehr beliebt, da er sich durch schönste Berg und Tal Landschaften im Zentrum Vietnams schlängelt.

Da ich schon früh morgens los bin hab ich viele verschiedene Landschaftsstimmungen erlebt. Bevor die Sonne auf ging war alles in leichtem Nebel bedeckt, vor allem von oben sah es fantastisch aus wie der Nebel zwischen den Bergen waberte. Schon kurze Zeit später schaute die Sonne über den Berggipfeln heraus und kurz darauf war sämtlicher Nebel verpufft um Platz zu machen für einen wunderschönen Sonnenaufgang.




Gegen Mittag bin ich dann stundenlang an einem Fluss entlang gefahren, welcher sich durch die Berge schlängelt. Eine unglaubliche reizende Landschaft und immer wieder kamen kleine Dörfchen in denen mir von einheimischen Kindern häufig zu gewunken wurde oder ab und an sogar ein "High-Five" beim vorbeifahren gegeben wurde. Wirklich Herzbewegend wie nett und aufgeschlossen die Kinder hier sind.
Bei einer kurzen Snack-Pause habe ich Freundschaft mit drei netten Jungs geschlossen, denen vor allem meine Oreo gefallen hat... ;)











Doch dann kam das erste schlechte Omen. Ich war gerade über einen kleinen Pass gefahren, als es wieder ziemlich steil den Berg hinunter ging (ca. 15%). Als ich zu schnell in eine Kurve fuhr, da ich unterschätzt hatte wie eng sie war hatte ich keine Chance mehr genug ab zu bremsen, vor allem nicht bei dem Gefälle. Bin dann also voll in die Leitplanke gerauscht (zum Glück gab es eine, sonst wäre ich im Fluss gelandet). Sah glaub ich ganz schön spektakulär aus, als ich nämlich zum stehen kam hing mein Hinterrad über der Leitplanke, während mein Vorderrad noch auf der Straße stand. Der Schaden hielt sich aber zum Glück in Grenzen. Die Linke Seite meines Motorrads hat ein bisschen gelitten (da ich damit an der Leitplanke entlang gerutscht bin) und meine Hand hab ich mir ein bisschen aufgerissen. Sonst ging es mir blendend und als ich das Motorrad von der Leitplanke runter bekommen hatte konnte es auch schon wieder weiter gehen. Bin echt froh, dass nicht mehr passiert ist!

Mir wurde schon gesagt, ich solle noch eine Flasche Benzin extra mit nehmen, da es auf dem Ho Chi Minh Pfad für fast 200km keine Tankstelle mehr gibt. Ich habe darüber ehrlich gesagt nur geschmunzelt weil ich der Meinung war, dass man überall am Straßenrand irgendwo Benzin herbekommt, wenn auch bisschen überteuert. So war es nämlich bis jetzt immer, auch im größten Kaff Vietnams. Leider nicht so auf dem Ho Chi Minh Pfad... Als ich noch ca. 100km vor mir hatte, war keine allzu große Pfütze mehr in meinem Tank doch dem nicht genug...

60km vor meinem Ziel ist es dann nämlich passiert. Pufffff... Und mein Hinterreifen war platt. Was macht man nun mitten im Nirgendwo 60km von der nächsten Zivilisation entfernt? Um ehrlich zu seien nicht Viel. Hab mein Vesper ausgepackt und ein bisschen gesnackt, war ja auch wirklich nen nettes Fleckchen, also ganz relaxt.


Ich hatte natürlich die Hoffnung, dass irgend jemand vorbei fahren würde und mir helfen könnte. Als ich schon nicht mehr daran glaubte und mich schon auf eine Nacht im Dschungel eingestellt hatte (ich war noch nie so froh über meinen Biwak-Sack den ich dabei habe), ist dann das Wunder passiert. Ein Einheimischer kam gemütlich auf seinem Moped um die Ecke getuckert. Also ab auf die Straße und um Hilfe gewunken. Mit Händen und Füßen habe ich dann meine Situation erklärt. Eine Lösung für mein Problem kannte der nette Vietnamese leider auch nicht, aber immerhin hat er mich ein paar Kilometer den Berg hochgefahren, wo es wieder Handyempfang gab. Ich hatte zum Glück die Nummer von dem Tiger Hostel in der Nähe des Nationalparks in dem ich zwei Nächte gebucht hatte, also rief ich dort an: "Hmm I`m sorry but I can`t really do anything it`s just too far away from us"... Ähm bitte hatte ich gerade richtig gehört? Wer zur Hölle sollte denn etwas machen können wenn nicht das Hostel? Der Typ am Telefon versprach mir sein bestes zu geben und nochmal in 15 Minuten an zu rufen. Kurze Zeit später klingelte das Handy auch schon wieder. Er hatte zwei Einheimische gefunden welche bereit waren mich für 30 Dollar zu "retten"... Arsch Teuer, aber ich hatte ja schließlich keine andere Wahl.

Nach weiteren zwei Stunden warten, in denen ich ein Großteil dieses Eintrags schrieb (also direkt aus dem Dschungel zu euch) kam endlich mein "Rettungsteam"... Zwei coole Jungs in meinem alter welche erstaunlich gut Englisch konnten, bewaffnet mit einem neuen Schlauch einer Pumpe und paar Werkzeugen. 10 Minuten später waren wir auch schon wieder "ready to rumble". Nur mein Benzin war immer noch Leer, doch die Jungs meinten das würde reichen, da es nach kurzer Zeit eh nur noch Bergab gehen würde... Ok also wenigstens da nochmal Glück gehabt. Es dämmerte nur leider schon und die Jungs wollten offensichtlich schnell wieder Heim, ihr Licht war nämlich kaputt. Die Rückfahrt kam mir also eher wie ein Motorradrennen vor, ist ja nicht so, dass ich gerade ein Unfall gebaut hatte. ;)




Naja kamen auf jeden Fall um 20 Uhr gut im Tiger Hostel an, was wirklich eine tolle Atmosphäre hat. Draußen gibt es jeden Abend offenes Feuer und live Musik. Für mich ging es jedoch bald ins Bett, da ich ziemlich kaputt von all den Abenteuern und 15 Stunden on the road war.
Ich fande den Tag trotzdem toll und nicht nur wegen den genialen Straßen und der schönen Landschaft, es ist irgenwie auch cool mal in einer Situation zu sein in der man sich Fragen muss: "was mach ich denn nun bloß?". So schnell werde ich den Tag auf jeden Fall nicht vergessen und am Ende ist ja doch wieder alles gut ausgegangen.


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